Statistik & Berichte

Suchtmittelkriminalität steigt weiter an

2019 konnte wieder ein Anstieg der angezeigten Delikte nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) festgestellt werden, wodurch ein neuer Allzeithöchststand erreicht wurde.

Der am 10. Juni 2020 präsentierte Suchtmittelbericht 2019 zeigt, dass im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Anzeigen nach dem SMG um 5,6 Prozent von 41.044 Anzeigen auf 43.329 angestiegen ist und damit den Höchststand markiert. Dies ist unter anderem auf die österreichischen Schwerpunktaktionen, die vermehrten Bestellungen aus dem Internet und den dadurch resultierenden Aufgriffen von Suchtmittel-Postsendungen zurückzuführen.

Sicherstellungen
2019 konnte die Polizei in Österreich rund 95 Kilogramm Heroin, 87 Kilogramm Kokain, 1.368 Kilogramm Cannabisprodukte, 78.000 Stück Ecstasy, 122 Kilogramm Amphetamin, 30 Kilogramm Methamphetamin sowie 272 Kilogramm Khat sicherstellen. Wie Anhand der sichergestellten Mengen an Cannabisprodukten zu sehen ist, nimmt dieses Suchtmittel nach wie vor eine dominante Rolle am illegalen Suchtmittelmarkt ein. In rund 61 Prozent der Fälle wurde es bei den Tatverdächtigen vorgefunden. An zweiter Stelle stehen mit über 150 Kilogramm die synthetischen Suchtmittel.

Die Tatverdächtigen
2019 fand bei der Altersverteilung der Tatverdächtigen eine leichte Veränderung statt: Während bei der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen sowie den über 40-Jährigen ein deutlicher Anstieg der Anzeigen nach dem SMG verzeichnet wurde, konnte bei den 18- bis 20-Jährigen ein Rückgang von sechs Prozent festgestellt werden. Am häufigsten war mit 34 Prozent (14.883 Anzeigen) die Personengruppe der 25- bis 39-Jährigen vertreten. Die Geschlechterverteilung blieb auch 2019 ähnlich dem Vorjahr: Mit 85 zu 15 Prozent wurden Männer deutlich häufiger angezeigt als Frauen. Der Anteil der inländischen Tatverdächtigen bei den Vergehenstatbeständen liegt bei 69,1 Prozent und der Anteil Fremder bei den Verbrechenstat¬beständen auf den Höchstwert von 53,1 Prozent angestiegen.

Meisten Delikte in Wien
In allen Bundesländern bis auf Oberösterreich konnte eine Zunahme der Anzeigen festgestellt werden. 2019 wurden die meisten Anzeigen nach dem SMG mit 13.136 Delikten in Wien gemeldet, gefolgt von Oberösterreich (7.178 Anzeigen) und Niederösterreich (5.115 Anzeigen). Den größten prozentuellen Anstieg mit 20,8 Prozent verzeichnete die Steiermark. Dort stieg die Anzahl der Delikte von 4.140 auf 5.000 im Jahr 2019. Das Burgenland hingegen zählte mit 851 die wenigsten angezeigten Delikte nach dem SMG.

Versand der Suchtmittel
Wie der Suchtmittelbericht deutlich zeigt, waren die Postsendungen mit illegalen Suchtmittel auch 2019 im Steigen. Insgesamt wurden im Zeitraum von Jänner 2016 bis Ende 2019 von der Polizei und der Zollverwaltung rund 9.100 Sendungen mit Suchtmittel sichergestellt. Diese enthielten insgesamt rund 232 Kilogramm sowie 67.300 Stück Suchtmittel. Die Folgeermittlungen ergaben, dass diese ausschließlich über Darknet-Marktplätze bezogen wurden und etwa 75 Prozent der in Österreich sichergestellten Postsendungen aus den Niederlanden versandt wurden.

Internationale Zusammenarbeit
Bestellungen aus dem Darknet nehmen immer mehr zu und haben dadurch eine entscheidende Rolle im nationalen und internationalen Kampf gegen die Suchtmittelkriminalität eingenommen. Da Österreich an der Balkan-Route liegt, ist somit eine Vernetzung, die auch internationale Partner miteinschließt, von großer Bedeutung. Aufgrund dessen wirkte Österreich auch 2019 an vielen internationalen Projekten mit, die unter anderem die Ermittlungsstrategien der Balkanländer stärken sollten und kriminaltaktische Maßnahmen im Bereich des Internets und Darknets zum Inhalt hatten.

Eines dieser Projekte war das im Juli 2017 initiierte und 2019 mit erfolgreicher Bilanz beendete ISF-P-National Projekt "Drug Policing – Schwerpunkt Westbalkan und Darknet". Durch die österreichische Unterstützung bei operativen Ermittlungsfällen konnten hunderte Festnahmen, große Suchtgift- und Bargeldsicherstellungen sowie gerichtliche Verurteilungen im In- und Ausland erzielt werden.

Erforschung neuer Ermittlungsmethoden
In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt (BK) und dem Rauschgiftdezernat des Landeskriminalamtes Bayern (BLKA) wurde im Februar 2019 ein von der Europäischen Kommission kofinanziertes und bis zum Jahr 2021 laufendes Projekt gestartet. Dieses hat vor allem die Forensik beim Suchtmittelhandel im Fokus und kombiniert diese mit operativen Maßnahmen. Neue Ermittlungsmethoden sollen getestet und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden. Dafür wurden auch andere Organisationen, wie die Gerichtsmedizin Innsbruck, die Kriminaltechnik des BK sowie das LKA Bayern und die Zollverwaltung miteingebunden. Zudem bilden Prävention und die Netzwerkbildung zwischen den Organisationen wichtige Ecksäulen des Projektes.


Zusammenfassung und Ausblick
Österreich kommt aufgrund seiner geografischen Lage auf der Balkan-Route sowohl als Transitland und Umschlagplatz für illegale Drogen und Sitz verschiedenster multinationaler Tätergruppierungen eine große Bedeutung zu. Der derzeit boomende Handel mit illegalen Suchtmitteln im Internet und Darknet bleibt weiterhin eine große Herausforderung für die Polizei. Diese Art des Drogenhandels muss im Wege des "Multi-Agency-Prinzips" in interdisziplinärer Zusammenarbeit bekämpft werden. Neben dem Online-Erwerb von Suchtmittel werden illegale Drogen auch weiterhin über traditionelle Wege, wie der Balkan-Route oder den Flughafen Wien-Schwechat geschmuggelt. Darüber hinaus muss auch dem offenen Straßenhandel Aufmerksamkeit geschenkt werden, da diese Begehungsform direkten Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung hat.

Dokumente:

Artikel Nr: 17926 vom Mittwoch, 10. Juni 2020, 11:30 Uhr
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