Kriminalitätsbekämpfung
Weltweite Schwerpunktaktion gegen Menschenhandel
Von 3. bis 9. Juni 2024 fand eine weltweite Schwerpunktaktion zur Bekämpfung des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung, der Bettelei und der Begehung von Straftaten statt. Unter der Beteiligung von 40 Ländern konnten 219 Verdächtige festgenommen und 1.374 Opfer identifiziert werden.
Zwischen 3. und 9. Juni 2024 fand die von Österreich geleitete und von Europol, Frontex und Interpol koordinierte Operation "Global Chain", zu der auch die EMPACT Joint Action Days (JAD) gehören, unter der Co-Leitung von Rumänien, statt. Wie bereits im letzten Jahr gelang es auch 2024 wieder, dass sich Westbalkan- und Drittstaaten an dieser Aktion beteiligten.
Ziel war die frühestmögliche Erkennung und Identifizierung möglicher erwachsener und minderjähriger Opfer. Ein besonderer Fokus lag auf den Kontrollen von Rotlicht-Etablissements, sowie der Aufdeckung illegaler Prostitution.
"Menschenhandel ist ein globales Problem, das keine Grenzen kennt. Umso wichtiger ist eine Stärkung der internationalen Kooperation mit Strafverfolgungsbehörden, um Straftaten zu verhindern und potenzielle Opfer zu schützen. Die Schwerpunktaktion stellt sicher, dass wir nachhaltige Erfolge im Kampf gegen den Menschenhandel erzielen.", betont der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Franz Ruf.
Weltweite Erfolge
Die Behörden waren an Grenzübergängen, wichtigen Verkehrsknotenpunkten und neuralgischen Orten präsent, um potenzielle Opfer sowie Täter zu ermitteln. Während der Schwerpunktaktion wurden weltweit 362 Verdächtige ausgeforscht und 276 neue Ermittlungen eingeleitet, 219 Verdächtige wurden festgenommen. 1.347 potenziellen Opfern, darunter 153 Kinder, konnten identifiziert und entsprechend unterstützt werden. Die eingesetzten Beamtinnen und Beamten stellten 363 gefälschte Dokumente sowie 2.074 Gegenstände und Vermögenswerte sicher.
Globale operative Highlights
Ungarn
Die Bediensteten des ungarischen nationalen Ermittlungsbüro verhafteten ein ungarisches Ehepaar, das sechs der eigenen Kinder zum Betteln auf der Straße in ihrem Dorf gezwungen hatte. Die minderjährigen Kinder wurden zudem von ihren eigenen Eltern sexuell missbraucht und misshandelt. Darüber hinaus fesselten die Eltern ihre Kinder in einem Raum des Hauses und boten sie, gegen Bezahlung, anderen Personen in der Nachbarschaft zu sexuellen Handlungen an. Die Beamten fanden die Kinder vernachlässigt, unterernährt und in einem schlechten Gesundheitszustand vor. Sie wurden in Pflegefamilien untergebracht.
Rumänien
Beamte der rumänischen Galati-Brigade zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität nahmen einen Verdächtigen fest, der minderjährige Opfer aus ärmlichen Verhältnissen angeworben und mit Gewalt zum Betteln und zur Prostitution gezwungen hatte. Das Geld wurden von dem Menschenhändler einbehalten. Im Rahmen einer Razzia fanden die Beamten weitere Beweise sowie Betäubungsmittel.
Vietnam
Die vietnamesischen Behörden nahmen drei Verdächtige fest, die minderjährige Opfer zur sexuellen Ausbeutung ins Ausland verkauft haben sollen. In einem weiteren Fall wurden neun Verdächtige vietnamesischer und chinesischer Nationalität festgenommen, die eine Online-Übertragung organisierten. Für diese Übertragung zwangen die Täter auch vier Opfer im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, vor einem Online-Publikum sexuelle Handlungen vorzunehmen. Es werden Ermittlungen hinsichtlich weiterer Opfer geführt.
Zwei Verdächtige festgenommen, 21 potenzielle Opfer ausgeforscht
Die JAD Menschenhandel Global Chain 2024 wurde österreichweit vom Bundeskriminalamt koordiniert und gemeinsam mit den Landeskriminalämtern sowie den nachgeordneten Dienststellen umgesetzt. In Anpassung an die verschiedensten Ausbeutungsformen wurden in den Bundesländern an ausgewählten Orten explizite Kontrollen durchgeführt. Bei den österreichweit vorgenommenen Schwerpunktkontrollen waren insgesamt 235 Beamtinnen und Beamte im Einsatz, die 1.213 Personen, 91 Transportmittel, 278 Örtlichkeiten sowie 1.389 Dokumente überprüften. Im Bereich der sexuellen Ausbeutung und der Ausbeutung durch Bettelei konnten österreichweit 21 potenzielle weibliche Opfer aus Rumänien, Spanien, Ungarn, China und Griechenland identifiziert werden. Weiters wurden zwei Verdächtige chinesische Staatsbürger ausgeforscht sowie zwei internationale Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandel und grenzüberschreitendem Prostitutionshandel sowie neun internationale strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.
"Um die international agierende, organisierte Kriminalität zu bekämpfen, bedarf es einer breiten und internationalen Allianz der Strafverfolgungsbehörden. Die Joint Action Days dienen dazu, dass wir geschlossen und entschlossen gegen die unterschiedlichsten Formen der Kriminalität vorgehen", so der Direktor des Bundeskriminalamtes General Mag. Andreas Holzer, MA.
EU-Mitgliedsstaaten
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Ungarn, Zypern,
Nicht-EU-Länder
Albanien, Australien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, England, Island, Kolumbien, Kosovo, Moldawien, Montenegro, Nigeria, Nordmazedonien, Schweiz, Serbien, Thailand, Ukraine, Vietnam
Menschenhandels-Hotline
Wenn Sie Informationen betreffend Menschenhandel haben, dann können Sie sich gerne an die Menschenhandels-Hotline des Bundeskriminalamtes wenden. Hier werden rund um die Uhr Hinweise entgegengenommen:
Telefon/Phone (24/7): +43 677 613 434 34