Kriminalitätsbekämpfung
Serbische Cannabisbande in Österreich zerschlagen
Das Bundeskriminalamt (BK) hat gemeinsam mit den Landeskriminalämtern in Niederösterreich, Oberösterreich und Wien eine serbische Tätergruppe zerschlagen. Die Gruppe hatte in großem Stil Cannabis in Österreich angebaut und verkauft. Grundlage für die Ermittlungen waren Auswertungen von verschlüsselten Chatnachrichten aus dem Ausland.
Cannabisproduktion im großen Stil
Die Täter betrieben professionelle Plantagen in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. Von dort aus wurde Cannabis in großem Umfang angebaut, verarbeitet und international verkauft. Die Bande hatte ihren Ursprung in der serbischen Stadt Cacak und bestand aus über 30 Personen. Sie war wie ein Unternehmen organisiert – mit Verantwortlichen für Anbau, Technik, Logistik, Transport und Vertrieb.
Die Plantagen befanden sich in Wohnungen, leerstehenden Gasthäusern oder Firmengebäuden. Diese wurden mit gefälschten Pässen oder über Scheinfirmen angemietet. Ein Beispiel: Zwischen 2018 und 2021 nutzte die Bande das Gebäude einer Metallschleiferei in Wels für den Anbau von 1,2 Tonnen hochwertigem Cannabis.
Organisation und Kommunikation
Die Gruppierung setzte auf den abhörsicheren Messengerdienst SKY ECC, um unentdeckt zu bleiben. Doch die Polizei konnte durch die Entschlüsselung der sogenannten SKY ECC-PINs 27 Tatverdächtige identifizieren. Auch zahlreiche Beweise – darunter Fotos – wurden sichergestellt.
"Mein Dank gilt allen beteiligten Ermittlerinnen und Ermittlern zu diesem großen Ermittlungserfolg im Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität. Gleichzeitig ist klar: Ohne Zugriff auf verschlüsselte Kommunikationsdienste bleiben wir bei solchen Strukturen blind und sind auf die Unterstützung unserer internationalen Partner angewiesen. Wir brauchen rechtssichere Möglichkeiten zur Überwachung von Messengerdiensten auch in Österreich", betonte der Direktor des Bundeskriminalamtes Andreas Holzer.
Der Leiter des Landeskriminalamtes NÖ Stefan Pfandler gratulierte den Ermittlern und Ermittlerinnen ebenfalls zu diesem Schlag gegen die organisierte Drogenkriminalität und hob dabei die ausgezeichnete Zusammenarbeit der Landeskriminalämter NÖ, OÖ und Wien mit dem Bundeskriminalamt hervor, ohne die dieser Erfolg in einem solchen Umfang nicht möglich gewesen wäre. Dieser Fall zeigt auch für den Leiter des Landeskriminalamtes NÖ deutlich, wie Mitglieder der organisierten Kriminalität über derzeit in Österreich nicht überwachbare Messengerdienste ihren kriminellen Aktivitäten entfalten.
Zufälliger Zugriff auf Drogenkurier
Am 31. März 2025 kontrollierte eine Polizeistreife in Marchtrenk (Oberösterreich) einen LKW-Fahrer mit serbischen Kennzeichen, weil er während der Fahrt telefonierte. Dabei stellte sich heraus: Gegen ihn lag ein EU-Haftbefehl vor. Der Mann wurde festgenommen.
Er gestand, dass er zwischen März und Juli 2020 rund 300 Kilogramm Cannabis von Tschechien nach Österreich gebracht hatte. Die weiteren Ermittlungen übernahm das Bundeskriminalamt gemeinsam mit den Landeskriminalämtern. Der Mann wurde in die Justizanstalt Wien-Josefstadt gebracht.
Weitere Erfolge und Verurteilungen
Die Ermittlungen führten auch zu einer Cannabisproduktionsstätte in Wels. Zwei Verdächtige – Staatsbürger aus Österreich und Serbien – wurden festgenommen und später zu sieben bzw. drei Jahren Haft verurteilt.
Insgesamt konnten der Gruppe neun Cannabisplantagen mit einer Produktion von mehr als 2.000 Kilogramm Marihuana nachgewiesen werden. Davon wurden bei Razzien rund 50 Kilogramm sichergestellt. Der geschätzte Verkaufswert liegt bei über 7,4 Millionen Euro (Preis pro Kilo: 3.700–4.000 Euro).
Cannabisnetzwerk in mehreren Ländern
Die Ermittlungen zeigten auch Verbindungen nach Deutschland und Tschechien. Dort wurden weitere Plantagen betrieben und große Mengen Cannabis geschmuggelt. In Österreich konnten bisher zwölf Täter aus unterschiedlichen Bereichen der Organisation festgenommen werden. Gegen 13 weitere – darunter auch Führungspersonen – wird noch ermittelt.
Ex-Fußballer als Plantagenbetreiber
Besonders auffällig war ein Unternehmer aus Niederösterreich. Nach seiner Fußballkarriere spezialisierte er sich auf den Anbau von CBD-Cannabis – legal, wie es schien. Doch laut Ermittlungen nutzte er seine Firma vor allem als Tarnung für illegalen Anbau. Er steht unter dem Verdacht, über Jahre hinweg mehrere geheime Plantagen betrieben und mehrere hundert Kilogramm Cannabis erzeugt zu haben.