Kriminalitätsbekämpfung

Vier Jahre im Amt: Direktor des Bundeskriminalamts zieht Bilanz und gibt Ausblick

Seit nunmehr vier Jahren leitet Direktor Andreas Holzer das Bundeskriminalamt (BK). In dieser Zeit hat sich die Behörde weiterentwickelt und zahlreiche Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Nun zieht der Direktor Bilanz und gibt einen Ausblick auf zukünftige Schwerpunkte.

Rückblick auf vier Jahre an der Spitze des Bundeskriminalamts

Seit seiner Ernennung am 1. Februar 2021 hat General Mag. Andreas Holzer das Bundeskriminalamt als Direktor mit einer klaren Vision geführt: Die Kriminalpolizei zukunftsfähig machen, internationale Zusammenarbeit ausbauen und die nationale Koordination mit den Landeskriminalämtern weiter stärken. "Mein Ziel war und ist es, das Bundeskriminalamt noch stärker als zentrale Koordinationsstelle der Kriminalpolizei zu etablieren", betont er.

Mit über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit zurzeit acht Abteilungen, deckt das BK ein breites Aufgabenspektrum ab – von der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität bis hin zur Kriminaltechnik. Große Ermittlungsverfahren wie z.B. die "AG Achilles", "Soko Signa" oder "OP Roadrunner" zeigen die Bedeutung des BK als Spezialeinheit für komplexe Deliktsbereiche.

Ein wesentlicher Meilenstein war zudem die Schaffung einer eigenständigen Abteilung für Cyberkriminalität, das Cyber Crime Competence Center (C4). Die Mischung aus erfahrenen Ermittlerinnen und Ermittlern sowie jungen IT- Expertinnen und Experten macht das C4 zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum.

Kriminaldienstreform: Modernisierung für eine effektive Verbrechensbekämpfung

Ein zentrales Anliegen der vergangenen Jahre war die Modernisierung der Kriminalpolizei. Die Kriminaldienstreform 2.0 befindet sich derzeit in Umsetzung. Es wurden bereits diverse strukturelle und organisatorische Anpassungen vorgenommen, um Ermittlungsprozesse effizienter zu gestalten und die regionale Polizeiarbeit zu stärken.

Ein wichtiger Schritt war die Einrichtung von Kriminalassistenzdienststellen (KAD) in den Regionen. Diese dienen als spezialisierte Anlaufstellen und ermöglichen eine bessere Koordination zwischen den Landeskriminalämtern und dem Bundeskriminalamt. "Die Ermittlungsarbeit ist komplexer geworden. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Strukturen darauf ausgerichtet sind, flexibel und effektiv zu reagieren", so Direktor Andreas Holzer.

Ein weiteres Schlüsselelement der Reform ist die Verbesserung der Ausbildung und Spezialisierung von Ermittlerinnen und Ermittlern. Um die Polizei gezielt auf neue Herausforderungen – insbesondere im Bereich Cybercrime – vorzubereiten, werden in jedem Bundesland sogenannte Cyber-Crime-Training-Center (CCTC) eingerichtet. Das erste CCTC ging am 14. Juni 2024 in Oberösterreich in Betrieb. Dieser Standort bietet modernste Schulungsumgebungen, darunter realitätsnahe Trainingsräume für digitale Ermittlungen und Hausdurchsuchungen im Cyberbereich. So werden die Polizistinnen und Polizisten auf verschiedenste Szenarien bestmöglich vorbereitet und ausgebildet.

Zusätzlich wurde mit der Initiative CyberHAK ein Programm zur gezielten Nachwuchsförderung gestartet. In Zusammenarbeit mit drei Handelsakademien in Österreich - Tamsweg in Salzburg, Horn in Niederösterreich sowie Wien-Floridsdorf - werden zukünftig Schülerinnen und Schüler frühzeitig an Themen wie Cybersecurity, IT-Forensik oder Polizeiarbeit herangeführt. "Es geht darum, die nächste Generation für die Kriminalpolizei zu begeistern und damit die Fachkräfte von morgen zu rekrutieren", erklärt Direktor Andreas Holzer.

Aktuelle Kriminalstatistik: Entwicklungen und Herausforderungen

Die Kriminalitätslage in Österreich zeigt nach der Pandemie einen leichten Anstieg der Gesamtfallzahlen. Täglich werden rund 1.400 Delikte zur Anzeige gebracht, wobei Wien mit 36 Prozent den größten Anteil der Gesamtkriminalität aufweist.

Besonders auffällig ist die Entwicklung im Bereich der ausländischen Tatverdächtigen. Während der Großteil der Straftaten weiterhin von österreichischen Staatsbürgern begangen wird, liegt der Anteil ausländischer Tatverdächtiger mittlerweile bei 47 Prozent. Die häufigsten Delikte in dieser Gruppe sind Diebstahl, Einbruch und Körperverletzung. Auch im Bereich der Suchtmitteldelikte ist ein Anstieg zu verzeichnen, sowohl bei Konsumenten als auch bei Händlern.

Die Herkunft der ausländischen Tatverdächtigen zeigt seit Jahren eine ähnliche Verteilung. Während Rumänien und Deutschland konstant an der Spitze der Statistik stehen, fällt auf, dass syrische Tatverdächtige inzwischen auf Platz drei der Rangliste stehen.

Einbruchsdiebstähle in Kraftfahrzeuge, begangen durch ausländische Tätergruppen, sind im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls angestiegen. Gleichzeitig zeigt sich ein deutlicher Rückgang bei der Schlepperkriminalität, insbesondere im Burgenland.

Ein erfreulicher Trend ist der leichte Rückgang der Internetkriminalität. Während Angriffe auf Computersysteme konstant geblieben sind, verzeichnen Betrugsdelikte im Online-Bereich einen Rückgang – verstärkte Präventionsarbeit und Zusammenarbeit mit Medien haben hier eine entscheidende Rolle für diesen Erfolg gespielt.

Ausblick: Digitalisierung, internationale Kooperation und neue Ermittlungsmethoden

Für die Zukunft sieht der Direktor des BK weiterhin große Herausforderungen, aber auch Chancen. "Wir müssen die Digitalisierung in der Kriminalpolizei konsequent vorantreiben – sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis", erklärt er. Ein zentraler Punkt dabei ist der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Polizeiarbeit. Gemeinsam mit Universitäten werden bereits Methoden entwickelt, um z. B. soziale Netzwerkanalysen und Streifenplanung mithilfe von KI zu optimieren.

Ein weiterer Fokus liegt weiterhin auf dem Vorantreiben der internationalen Zusammenarbeit. "Verbrechen sind global – deshalb brauchen wir enge Kooperationen mit Ansprechpartnern weltweit, das sind wir auch den Opfern schuldig", betont Andreas Holzer. Die erfolgreiche Austragung der Interpol-Generalversammlung 2023 in Wien war ein wichtiges Ereignis auf diesem Weg.

Ein kritisches Thema bleibt der Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation. "Ohne die Möglichkeit, Messengerdienste zu überwachen, sind wir in der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität taub und blind", warnt der Direktor. Hier sei man aktuell auf enge Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und deren Weitergabe an Informationen angewiesen.

Abschließend hält Direktor General Mag. Andreas Holzer fest: "Die Kriminalpolizei muss sich stetig weiterentwickeln. Traditionelle Ermittlungsmethoden dürfen nicht verloren gehen, aber sie müssen mit digitalen und innovativen Ansätzen kombiniert werden – Old School meets Future."

Artikel Nr: 27726 vom Samstag, 1. Februar 2025, 06:00 Uhr
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