Kriminalitätsbekämpfung

2021: 111 Kulturgüter gestohlen und 136 beschädigt

2021 wurden 111 Kulturgutdiebstähle bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Die Schadenssumme betrug 4,7 Millionen Euro. Darüber hinaus wurden vermehrt Fälschungen registriert, bilanziert das Referat für Kulturgutfahndung im Bundeskriminalamt.

Kulturgüter sind Güter, die das kulturelle Erbe, die Geschichte und Identität eines Landes repräsentieren und daher nicht nur besonders wertvoll, sondern auch schützenswert sind. Teilweise sind sie sehr hochpreisig, was Kriminelle anlockt. Innenminister Mag. Gerhard Karner bestätigt daher die Bedeutung der Polizei: "Der Schutz unserer Kulturgüter ist eine historische Verantwortung. Die Polizei leistet hier einen wesentlichen Beitrag – sei es bei der Ausforschung der Täter als auch der Prävention."

Weniger Diebstähle, höhere Schadenssumme

2021 wurden in Österreich 111 Kulturgutdiebstähle angezeigt, ein Minus von rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2020: 134). Die meisten Anzeigen wurden in Niederösterreich (30) und Wien (28) erstattet. Obwohl die Anzahl an angezeigten Delikten zurückgegangen ist, stieg die Schadenssumme um über 300 Prozent auf insgesamt 4,7 Millionen Euro an (2020: 1,1 Millionen Euro). 2021 wurden insbesondere teure Plastiken von bekannten Künstlern wie Erwin Wurm ("Der Kapuzenmann") und Talos Kedl, nach denen die nationale und internationale Fahndung eingeleitet wurde, gestohlen. Rund ein Viertel der Anzeigen können durchschnittlich geklärt werden (2021: 24,3 Prozent).

Beschädigte Kulturgüter 2021

Neben Diebstahlsdelikten weist die polizeiliche Kriminalstatistik 136 Anzeigen wegen Sachbeschädigung von Kulturgut im Jahr 2021 auf, die meisten davon in Niederösterreich (30) und Wien (29). Der Wert der beschädigten Kulturgüter beträgt rund 386.000 Euro (2020: 165.000).

Öffentlichkeitsfahndungen

Doch nicht nur Kulturgut, sondern auch sonstige Wertgegenstände und Schmuck beschäftigten die vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturgutreferats im Bundeskriminalamt. So werden die gestohlenen Objekte bei vorliegenden Fahndungsvoraussetzungen auf der Fahndungsseite des Bundeskriminalamtes veröffentlicht. 2021 wurden rund 100 Schmuckstücke und Kulturgüter auf der Webseite publik gemacht.

Ausblick

2021 wurden 26 Delikte wegen Betrug mit Kulturgut oder Kunstgegenständen zur Anzeige gebracht. Hier dürfte die Dunkelziffer jedoch weit größer sein. Die Expertinnen und der Experte des Fachreferates konnten beobachten, dass vermehrt Fälschungen, vor allem auf Onlineplattformen, zum Kauf angeboten werden. Besonders seit Beginn der Pandemie hat sich dieser Trend verstärkt. Es erfolgte eine signifikante Zunahme an "Amateur-Kunsthändlerinnen und -händlern". Dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren anhalten und die Kriminalpolizei beschäftigen. Bereits jetzt wenden sich zahlreiche Künstlerinnen und Künstler beziehungsweise deren Erben oder Stiftungen regelmäßig an das Kulturgutreferat mit dem Ersuchen, Fälschungen aus dem Verkehr zu ziehen. 2022 wird daher die verstärkte Überprüfung von Internetangeboten fortgeführt und nach Möglichkeit weiter intensiviert. Darüber hinaus wird sich die österreichische Kriminalpolizei 2022 auch wieder am europaweiten Kulturgutschwerpunkt, der Operation "Pandora VII" beteiligen.

Fahndungsfälle 2021

Statue "Gnadenstuhl": Das Bundeskriminalamt überprüft in regelmäßigen Abständen die angebotenen Güter auf Onlineplattformen oder Auktionshäuser. Im Sommer 2021 konnte so die Statue "Gnadenstuhl" in einem Wiener Auktionshaus identifiziert werden, obwohl die 1990 aus der Dorfkapelle Seeben in Niederösterreich gestohlene Statue nach dem Diebstahl eine neue Fassung erhielt. Die nachfolgenden Ermittlungen wurden durch das Landeskriminalamt Niederösterreich geführt und die Statue am 24. Februar 2022 an die Dorfgemeinschaft Seeben zurückgegeben.

Gestohlene Heiligenfigur: Bei der Überprüfung eines Angebotes des Flohmarktes am Naschmarkt in Wien konnte eine Heiligenfigur, die den Apostel Paulus darstellt, festgestellt werden. Die Statue war 1998 aus dem Schauraum eines Auktionshauses gestohlen und anschließend in der Kulturgutfahndung gespeichert worden. Nach einem Hinweis des Kulturgutreferates stellte das Landeskriminalamt Wien im März 2021 die Statue sicher. Wie sich herausstellte, hatte der Anbieter am Naschmarkt die Figur auf einer Onlineplattform von einem Wiener erworben, der sie wiederum von seinem Vater geerbt hatte. Der Anbieter gab die Heiligenfigur freiwillig an den Geschädigten zurück.

Zusammenarbeit mit Italien: Das Kulturgutreferat wurde am Interpolweg von den italienischen Behörden über die Sicherstellung eines Buches mit Hinweis auf Österreich informiert und nahm daraufhin mit dem Staatsarchiv und dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) Kontakt auf. Die Leiterin der Bibliothek des BMF konnte beweisen, dass sich dieses Buch bis 1919 im Bestand des BMF befand. In einem weiteren Fall wurde das Kulturgutreferat am Interpolweg von Italien darüber informiert, dass eine Goldmünze ("Valentinianus") aus dem vierten Jahrhundert nach Christus in einem Wiener Auktionshaus zur Versteigerung angeboten wurde. Diese sowie 386 weitere Münzen wurden aus dem Museo Archeologico Nazionale di Parma gestohlen. Es stellte sich heraus, dass die Goldmünze bereits um 1.400 Euro verkauft wurde. Der ungarische Käufer hatte die Münze jedoch noch nicht bezahlt und auch nicht ausgeliefert bekommen. Das Auktionshaus einigte sich mit dem Einbringer und stimmte der Herausgabe der Münze zu. Diese wurde vom Landeskriminalamt Wien im Dezember 2021 an Vertreter der zuständigen Carabinieri übergeben.

Gestohlene chinesische Bronzen: 2013 wurden in Wien chinesische Bronzen gestohlen und vom Kulturgutreferat die in- und ausländische Fahndung eingeleitet. Über die Interpoldatenbank hatte auch die private Firma Art Loss Register (ALR) London Zugang zur Fahndung. Nach einem entscheidenden Hinweis des ALR an das Kulturgutreferat konnten vom Landeskriminalamt Wien Ermittlungen eingeleitet und ein Österreicher ausgeforscht werden, der als ehemaliger Angestellter einer Spedition des gewerbsmäßigen Diebstahls von Kulturgut beschuldigt ist. Es konnten Kulturgüter aus der sogenannten Sammlung Julius Eberhardt im Wert von 850.000 Euro sichergestellt werden. Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurde bekannt, dass es mehrere Geschädigte, unter anderem auch ein Wiener Museum, gibt. Bei Hausdurchsuchungen konnten zahlreiche Zeichnungen von Gustav Klimt, ein Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller, Druckgrafiken von Egon Schiele und weitere Kunstgegenstände im Gesamtwert von 1,3 Millionen Euro sichergestellt werden.

Kulturgüter aus Peru: Häufig langen im Kulturgutreferat Rückgabeersuchen von Interpol Lima ein. Die Anfragen betreffen vor allem Keramiken und peruanische Textilien, die auf österreichischen Onlineauktionen zum Verkauf stehen. In vielen Fällen wurden die Gegenstände als Touristenware erworben. Den Anbieterinnen und Anbietern ist jedoch nicht immer bewusst, dass es sich hierbei um nationales Kulturgut aus Peru handelt, weshalb das Kulturministerium in Lima österreichische Internetseiten regelmäßig kontrolliert und immer wieder fündig wird. 2021 konnte so ein Keramikpfeiferl von einer Privatperson in Wien und ein Nacza-Textil von einem Auktionshaus an den peruanischen Botschafter zurückgegeben werden.


Tipps beim Ankauf

Beim Ankauf von Kunst- oder Wertgegenständen sollte die Herkunft genau hinterfragt werden:
• Wann und wie kam der Gegenstand in den Besitz der Verkäuferin oder des Verkäufers?
• Welche Dokumente, wie zum Beispiel Rechnungen, Kaufverträge, Expertisen, Nachlasspapiere, Ausfuhrgenehmigungen, Fotos oder Publikationen sind vorhanden?

Schutz vor Diebstahl

• Fertigen Sie Fotos in guter Qualität und eine Beschreibung des Objektes an, um im Falle eines Diebstahls die Polizei mit Fahndungsinformationen zu unterstützen. Die Aufnahmen sollten die Vorder- und Rückseite sowie Detailaufnahmen, wie die Signatur, gut abbilden.
• Geben Sie Ihren Haus- oder Wohnungsschlüssel vor einer längeren Abwesenheit in ein Schlüsseldepot oder vertrauen Sie ihn einer Vertrauensperson an.
• Verwenden Sie in den Abendstunden Zeitschaltuhren und bringen Sie Bewegungsmelder an.
• Sichern Sie Terrassentüren durch einbruchshemmende Rollbalken oder Scherengitter.
• Lassen Sie eine möglichst lückenlose Außenbeleuchtung installieren.
• Beleuchten Sie Kellerabgänge.
• Lassen Sie sich ausschließlich hochwertige Schlösser und Schließzylinder einbauen.
• Vermeiden Sie Zeichen der Abwesenheit. Während des Urlaubes oder sonstiger Abwesenheit sollten die Briefkästen geleert und Werbematerial beseitigt werden. Das Haus sollte keinen unbewohnten Eindruck machen. Die Nachbarschaftshilfe ist hier besonders wichtig.
• Räumen Sie weg, was Einbrechern nützen könnte, wie zum Beispiel Leitern oder Kisten.

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Artikel Nr: 19553 vom Samstag, 23. April 2022, 08:00 Uhr
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