Kriminalitätsbekämpfung
73 Festnahmen – Massiver Schlag gegen internationalen Suchtmittelhandel
Der Arbeitsgemeinschaft (AG) Alpha-Pannonia ist es in Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden aus Tschechien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland, der Slowakei, dem Kosovo und Slowenien gelungen, international agierende Tätergruppen zu zerschlagen. 73 Beschuldigte wurden festgenommen.
Operation (OP) Alpha, OP Pannonia, OP Hexagen, OP Vogue – sie alle werden gegen kriminelle Tätergruppierungen geführt, die unter anderem große Mengen an Suchtmittel auf internationaler Ebene bewegen. Nachdem bei den einzeln geführten Operationen Überschneidungen zu Verdächtigen bekanntwurden, wurden diese zusammengeschlossen und die AG Alpha-Pannonia gegründet. Am 1. November 2020 wurde die Arbeitsgemeinschaft im Bundeskriminalamt mit den Landeskriminalämtern Steiermark und Burgenland installiert, um die Ermittlungsarbeiten zusammenzuführen und Ressourcen zu bündeln. Ziel war die Zerschlagung der Täterstrukturen in Österreich, Tschechien und Bosnien-Herzegowina.
Der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, betont die Bedeutung des konsequenten Einschreitens gegen illegalen Suchtgifthandel: "Mehr als die Hälfte der bedrohlichsten kriminellen Netzwerke in Europa ist grenzüberschreitend im illegalen Drogenhandel aktiv." Der Generaldirektor weiter: "Die enge Zusammenarbeit mit unseren nationalen und internationalen Partnern ist gerade in diesem Bereich von wesentlicher Bedeutung und hat zu diesem beachtlichen Erfolg der Ermittlerinnen und Ermittler geführt."
73 Tatverdächtige festgenommen
Im Rahmen der AG Alpha-Pannonia gelang es den Beamtinnen und Beamten der Landeskriminalämter (LKA) Steiermark und Burgenland mit Unterstützung der Sicherheitsbehörden aus Tschechien, Bosnien-Herzegowina sowie in enger Kooperation mit Europol und weiteren Ermittlungsbehörden aus Deutschland, der Slowakei, dem Kosovo und aus Slowenien in den Verfahren Alpha, Hexagen, Pannonia und Vogue drei unter anderem von Österreich aus agierende Tätergruppen zu zerschlagen. Insgesamt konnten 73 Beschuldigte festgenommen und neun Kilogramm Kokain, fünf Kilogramm Heroin, sechs Kilogramm Crystal Meth, acht Kilogramm Amphetamin, 483 Kilogramm Marihuana, 16 Kilogramm Drogenausgangsstoffe, 74.800 Tabletten mit psychotropen Inhaltsstoffen, eine industrielle Cannabisplantage mit 1.420 Cannabispflanzen, zwei Labore zur Herstellung von Crystal Meth, fünf Fahrzeuge, 200.000 Euro an Bargeld, zahlreiche Faustfeuer- und Langwaffen sowie 4,5 Kilogramm militärischer Sprengstoff samt Zündmechanismen sichergestellt werden. Die Täter wurden großteils in Österreich, aber auch in Tschechien, Ungarn und im Kosovo festgenommen. Einige von ihnen wurden bereits zu rechtskräftigen Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt.
"Die AG Alpha-Pannonia ist ein Musterbeispiel für das exzellente Zusammenwirken zwischen den Sicherheits- und Justizbehörden sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, aber es hat sich einmal mehr gezeigt, dass wir mit dem Puls der Zeit gehen müssen und eine strikte Überwachung von Messengerdiensten als notwendiges Werkzeug brauchen, um den Kriminellen in Zukunft einen Schritt voraus zu sein", sagt der Direktor des Bundeskriminalamtes General Mag. Andreas Holzer, MA. "Ich bedanke mich bei allen Mitwirkenden, aber vor allem bei den beharrlich gebliebenen Ermittlerinnen und Ermittlern, für die hervorragende Arbeit."
Seit mindestens 2014 im Geschäft
Die führenden Akteure der kriminellen Gruppen, die im Fokus der Ermittlungen der Arbeitsgemeinschaft sind, stehen im Verdacht, seit zumindest 2014 neben Waffen und Sprengmitteln aus dem Balkanraum auch mit bis zu mehreren tausend Kilogramm Kokain aus Südamerika gehandelt zu haben. Sie sollen die Anlieferungen der Suchtmittel etwa in Schiffscontainern über den Seeweg von Kolumbien in die Niederlande sowie die weiteren Transporte in andere europäische Länder gemeinsam mit in den Niederlanden beschafften Suchtgifte, wie Methamphetamin, Heroin sowie Essigsäureanhydrid organisiert haben. So gelangten die illegalen Suchtmittel auch nach Österreich. Alle von der Polizei sichergestellten Suchtmittel wiesen hohe Reinheitsgrade auf.
JIT-Projekt Alpha
Das LKA Steiermark führte bereits seit Ende 2016 gemeinsam mit dem Büro gegen Suchtmittelkriminalität des Bundeskriminalamtes (BK) eine länderübergreifende Ermittlungsgruppe, die aus Vertretern von Strafjustiz und Kriminalpolizei aus Tschechien, Bosnien-Herzegowina und Österreich bestand. Seit März 2019 ermittelte die Gruppe unter der Führung von EUROPJUST im Rahmen einer Joint Investigation (JIT) unter dem Projektnamen "Alpha" intensiv gegen eine international agierende kriminelle Organisation, die im Bereich der organisierten Suchtgiftschwerkriminalität tätig ist. Durch umfangreiche Ermittlungsmaßnahmen konnten 36 Tatverdächtige festgenommen und 218 Kilogramm illegaler Suchtmittel sichergestellt werden. Im Zuge der Ermittlungen konnte in Wien ein Täter beim Verkauf von vier Kilogramm Kokain festgenommen werden. Es stellte sich heraus, dass dieser ein Mitglied des Kavac-Clans ist und für einen Auftragsmord an einem führenden Mitglied der Skaljari-Clans vom 27. Oktober 2015 in Budva, Montenegro verantwortlich ist.
OP Pannonia
Seit 2019 leitet das LKA Burgenland intensive Ermittlungen gegen eine kriminelle Organisation, deren Mitglieder vorwiegend in Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Deutschland beheimatet sind. Diese Gruppierung ist, vermutlich gemeinsam mit anderen kriminellen Gruppen aus dem Balkan, für die Verbringung großer Mengen Kokains aus Südamerika nach Europa und der weiteren Distribution in andere EU-Länder, darunter auch Österreich, verantwortlich. Neben Kokain sollen sie auch große Mengen Heroin, Crystal Meth und Marihuana in diversen europäischen Staaten in Verkehr gebracht haben. Im Zuge der Ermittlungsmaßnahmen konnten zehn Personen festgenommen, 63 Kilogramm Suchtmittel sowie zwei Kraftfahrzeuge sichergestellt werden.
OP Vogue
Die OP Vogue stellt eine Weiterführung der Ermittlungen aus der OP Pannonia dar, da sich bei den Auswertungen und Vernehmungen herausstellte, dass die Hauptverdächtigen der OP Pannonia Geschäftsbeziehungen zu einer weiteren Tätergruppe unterhält, die große Mengen von in Möbelstücken eingearbeiteten Marihuanas aus dem Kosovo nach Serbien über Ungarn nach Österreich und andere EU-Staaten, transportierten. Im November 2020 wurden 113 Kilogramm Marihuana bei einem solchen Möbeltransport sichergestellt. Bei den weiteren Ermittlungen wurden ungarische, deutsche, slowakische und kosovarische Behörden eingebunden und in diesen Staaten umfangreiche Erhebungen gegen die Mitglieder der Tätergruppe angeregt. In Österreich wurden 18 Personen festgenommen, davon drei aufgrund von EU-Haftbefehlen. Insgesamt wurden 483 Kilogramm Cannabiskraut, acht Kilogramm Amphetamin, neun Schusswaffen und acht Kraftfahrzeuge sichergestellt.
OP Hexagen
Das LKA Steiermark leitete Ermittlungen gegen einen Tatverdächtigen ein, der sehr offensiv Suchtmittel sowie Waffen- und Kriegsmaterialien zum Verkauf anbot. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Tatverdächtige nicht nur Sprengstoff, sondern auch Kokain im Kilobereich verkaufte. Im Juni 2019 wurde er auf einer Autobahnraststation bei Leipnitz verhaftet, nachdem bekannt wurde, dass er von Bosnien, über Kroatien und Slowenien vier Kilogramm PETN-Sprengstoff, Zündschnur, Zünder und Auslösersysteme zu einem Abnehmer nach Österreich transportieren wollte. In den weiteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Täter einen Beschuldigten aus den Alpha-Ermittlungen kannte und aus deren Depots in den Niederlanden wiederholt Kokain nach Österreich geschmuggelt und in Tirol an Abnehmer übergeben hatte. Wenige Monate nach seiner Festnahme wurde ein weiterer Kurier in Innsbruck und auch der Auftraggeber in Bosnien verhaftet. Insgesamt wurden während der Operation 4,5 Kilogramm Sprengstoff sichergestellt.
Zusammenschluss Alpha-Pannonia
Da es bei den einzelnen Operationen zu Überschneidungen bei den Hintergründen der Tatverdächtigen kam, war es erforderlich, die Ermittlungsmaßnahmen zu bündeln, um nicht nur Ressourcen zusammenzuführen, sondern auch um Erfolgschancen zu maximieren. So wurde unter der Leitung von Brigadier Daniel Lichtenegger, BA MA MA, Leiter des BK-Büros gegen Suchtmittelkriminalität, die AG Alpha-Pannonia gegründet. Neben der Zerschlagung der Täterstrukturen stehen die nachhaltige Reduktion der Fallzahlen im Bereich der grenzüberschreitenden Suchtmittelkriminalität, der Ausbau der Kooperation mit ausländischen Behörden, die weiteren Ermittlungen sowie ein permanenter Austausch mit allen Partnern im Fokus.